Wissenschaft ist die „Erkenntnis“-Form des kleinen Mannes, des
Duckmäusers, der mitreden will. „I am no investigator with an ear at the key-hole of Nature’s workshop,
trying with vulgar curiosity to steal the secrets of her trade. The interests
of science are as little to me as mine seem to have been to science.” (Ambrose Bierce) Dies war Nietzsches früher und dann wieder später
Standpunkt, nachdem er zwischenzeitlich den Pöbel mit seinen eigenen Waffen
schlagen wollte. Wissenschaft ist der böse Blick, der verkleinert und
entzaubert; es ist der Blick des häßlichen Menschen. Philosophie sollte
Wissenschaft sein: damit hatte Kant den Schlußstein auf einen absurden
geistigen Dombau gesetzt – er redet von „sittlichen Gebäuden“ – das Maß der
Blödsinnigkeit vollgemacht. Danach folgte scheußliches und immer absurderes
Gezänk. Ich darf gar nicht an die gräßlichen Jahre der sogenannten Frankfurter
Schule denken und an die Literaten dieser Zeit, ohne daß mir die Galle
hochkommt. Eine Bücherverbrennung, wenn es sich um Schund handelt, ist für mich
die selbstverständlichste Sache von der Welt. Wenn Goethe sogar eigene Werke
verbrannt hat, wie sollte ein Gewissenhafter des Geistes da nicht ekelhaftes
Geschreibsel den Flammen übergeben! Ein Georg Lukácz, ein versetzter Goebbels,
wußte in dieser gräßlichen Zeit von gesellschaftlichen Zusammenhängen, über die
heute keiner mehr spricht,- nicht weil man sich eines Besseren besonnen hätte,
sondern weil man seiner selbst zum Sterben überdrüssig und müde geworden ist.
Wahrheit darf uns nur gelten, wenn sie in uns liegt, wenn sie unsere
Wahrheit ist: Seit geraumer Zeit wird sie außerhalb von uns „gesucht“ – als Gott
der Religion oder wissenschaftliche (objektive) Wahrheit, als staatliche
Wahrheit sozusagen: Die Realität wird von Sklavennaturen dahingehend umgelogen,
daß sie für einen freien Menschen gar nicht mehr ohne Einbuße seiner Vitalität
lebbar ist. Nein, die Sonne kommt am Horizont aus der Unterwelt, steigt herauf
und verschwindet wieder am Horizont: das ist die ganze Wahrheit, wie ich
sie erlebe: dieser ganze mich transzendierende Kugelquatsch ist eine
bedenkliche Optik, derer man besser entraten sollte: Sie verkleinert
unaufhörlich den Menschen; sie ist menschenfeindlich.
Mittwoch, 23. Januar 2013
Montag, 14. Januar 2013
Vom Übermenschen
Die Idee des Übermenschen scheint mir in der Tat die einzige
verbleibende sinnstiftende Idee für den Einzelnen wie für die Gesellschaft,
nachdem über Nacht der Nihilismus eingefallen ist. Sie hat gar nichts Abwegiges.
Es ist ganz einfach: Der Erde treu bleiben und den Tod zugleich akzeptieren und
transzendieren, kann nur heißen, sich als Wegbereiter einer Höherentwicklung
verstehen, die sich in Einzelphänomenen ereignet, nicht in einer
Fortschrittsgeschichte, wie sie die vernetzte Fungesellschaft
imaginiert, vor der die Kinder, die noch gezeugt werden, nicht mehr sicher
sind, läßt sie doch unter anderem ihre Jugendämter auf sie los.
Es muß doch irgendeine Befriedigung im Zusammenhang mit meinem Tod
geben, die Vorstellung, daß ich nicht umsonst gelebt habe, daß ich Bedingung
für etwas Anderes, Schönes, Besseres, Höheres – so will es der Wille zur Macht –
gewesen bin. Dies ist im Grunde die Lehre vom Übermenschen. Wer mag es dem
moralisch gezähmten Altphilologen Nietzsche verdenken, daß er ihn sich als
bestia, als das ungezähmte Tier, als Gegensatz zum Haustier vorstellte. Der
Kettenhund ist die eigentliche Bestie, was schon Schiller erkannte: „Vor dem
Sklaven, wenn er die Kette bricht, vor dem freien Menschen erzittert nicht!“
Der freie Mensch wird von den Kettenhunden als gefährlich verleumdet. Er hat
keinen Fürsprecher als sich selbst. Er kann sich seinen Wert von keiner
Wissenschaft beweisen lassen…
Samstag, 12. Januar 2013
Einleitung
Ich dachte mir heute am Strand von Koh Phayyam mit Blick auf Koh Kham wo die Nietzsche-Höhle und der pyramidale Block sind, daß ich nach Art des Lawrence Sterne einfach anfangen muß, über Nietzsche zu schreiben, wie man alles einfach anfangen muß, daß es geschieht.
Ich kenne Nietzsche, wie kaum ein anderer, und warum und worauf sollte ich warten, daß es mir möglich machte, ein Nietzsche-Buch zu schreiben, das den üblichen unreflektierten Mustern entspräche?! Hinter solchen Büchern lauert immer der Wille zu einer sogenannten objektiven, geordneten Wahrheit, von welcher Fiktion her sie am Schluß Nietzsche kritisieren und historisch einordnen dürfen, um den Lesern die Möglichkeit zu eröffnen, über ihn zu triumphieren. So machen es Yalom und Safranski.
Vor allem ist es wichtig, jeden Satz im Sinne Nietzsches, der den Westen verurteilt, festzuhalten und möglichst zu verbreiten, um der heute fast allmächtigen canaille entgegenzuwirken und klarzustellen, daß es noch Menschen gibt, daß nicht alles verloren ist, daß eine Umkehrung der Denkungsart umso eher erfolgen kann und muß, je schärfer sich der Irrsinn der geltenden Normen herauszukristallisieren beginnt in den Fakten, die er in seinem letzten Stadium schafft...
Ich kenne Nietzsche, wie kaum ein anderer, und warum und worauf sollte ich warten, daß es mir möglich machte, ein Nietzsche-Buch zu schreiben, das den üblichen unreflektierten Mustern entspräche?! Hinter solchen Büchern lauert immer der Wille zu einer sogenannten objektiven, geordneten Wahrheit, von welcher Fiktion her sie am Schluß Nietzsche kritisieren und historisch einordnen dürfen, um den Lesern die Möglichkeit zu eröffnen, über ihn zu triumphieren. So machen es Yalom und Safranski.
Vor allem ist es wichtig, jeden Satz im Sinne Nietzsches, der den Westen verurteilt, festzuhalten und möglichst zu verbreiten, um der heute fast allmächtigen canaille entgegenzuwirken und klarzustellen, daß es noch Menschen gibt, daß nicht alles verloren ist, daß eine Umkehrung der Denkungsart umso eher erfolgen kann und muß, je schärfer sich der Irrsinn der geltenden Normen herauszukristallisieren beginnt in den Fakten, die er in seinem letzten Stadium schafft...
Abonnieren
Posts (Atom)