Sonntag, 23. Juni 2013

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Es sind Klagen laut geworden, ich würde nicht dezidiert auf die Einwürfe irgendwelcher Leser antworten. Dazu ist zu sagen, daß ich auf alles sofort antworten werde, sobald ich mich selbst überzeugt haben werde, daß es sich bei mir nicht um die Black Box des 20. Jahrhunderts, ja mehr handelt, sondern um einen Allerweltskopf, einen gewöhnlichen Schafskopf, der irgendwie auf die Schrulle, etwas Besonderes zu sein, verfallen ist, jenem Nazarener gleich, der im geistigen Umfeld religiösen Wahns sich für den Sohn Gottes hielt. 

Ich bitte, für den einen wie für den anderen Fall, mich vorläufig zu entschuldigen und meine Antworten, die ich sehr wohl gebe, aus dem fortschreitenden Text zu entnehmen. Dann wird sich auch die Frage erledigen, was ich eigentlich will. Was kann ein wirklicher Philosoph denn anderes wollen, als die Rangordnung wiederherstellen, die durch naturwidrige Ideologien durcheinander geraten ist?!

Dienstag, 18. Juni 2013

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Eigentlich sollte ich mich mit der Welt auf einen versöhnlichen Fuß stellen. Die Menschheit läßt sich nicht erziehen, heute weniger denn je, und man wird sich auf lange Zeit mit dem Barbarischen arrangieren müssen. Man sollte sich also nicht von Lumpen hinters Licht führen lassen, wenn sie von Bildung reden. 

Und eines will ich zu Bedenken geben: "Der schlechte Vater ist noch immer viel besser als jeder gute Erzieher, mein' ich, und mir schauert die Haut, wenn Eltern in lieblosem Unverstande ihre Kinder von sich lassen und verweisen in diese, jene Erziehungsanstalt, wo die Armen ohne Rücksicht auf ihre Individualität, die ja niemanden anders als eben den Eltern recht klar aufgehen kann, nach bestimmter Norm zugeschnitten und appretiert werden." (E.T.A. Hoffmann, Lebensansichten des Katers Murr, Insel Verlag S. 111 f.) Was hätte Hoffmann wohl dazu gesagt, wenn heutzutage dem guten Vater das Kind weggenommen und eher einem Heim als ihm überantwortet wird, wie mir unterm Strich mit meinem jüngeren Sohn geschehen. Ich muß für die Heimunterbringung bezahlen. Die Jugendämter Ahrweiler und Bonn haben dabei ihrerzeit eine Stinkerolle gespielt. Ich erinnere mich besonders an eine Frau Schubert und ihren Gehilfen, einen Herrn Golly...Das tröstet mich ein winziges bißchen über dieses schreckliche Internet hinweg, daß auch solche Leute sich nicht mehr ungenannt auf ihr Altenteil zurückziehen können, wie Schopenhauer die Tierquäler Professor Ludwig Fick in Marburg und Baron Ernst von Bibra zu Nürnberg zu unsterblichen Monstern gemacht hat.

Montag, 3. Juni 2013

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Heute bitte ich im Sinne Schopenhauers (Parerga, Über Schriftstellerei und Stil) künftige Rezensenten meiner Gedanken ihre Anonymität aufzugeben und sich argumentativ unter ihrem ehrlichen Namen zu äußern!
Eine anonyme Reaktion von Anfang April, derer ich während meiner Reise zum Nietzsche-Haus in Chaiyaphum ansichtig wurde, insinuiert, daß die von mir gescholtenen Religionen Bollwerke gegen die diagnostizierte Depravation seien,- wie wenn ich Ursache und Wirkung verwechselte. Es ist kein Widerspruch, daß das Christentum als Religion an den von ihm gerufenen Geistern, nachdem sie sich emanzipiert, zugrunde geht, sie stellen ja auch selbst gar kein Bollwerk mehr dar, sondern kämpfen um ihr dummes Überleben.
Alles, was heute der christlichen Religion entgegengehalten wird, ist zutiefst christlichen Ursprungs, was ein naiver Betrachter nur schwer erkennen kann, etwa so, wie man es nicht glauben sollte, daß der die Raupe verneinende Schmetterling aus derselben hervorgegangen ist. Erst Nietzsche entdeckte den christlichen Hintergrund Schopenhauers, ahnte "christliche Antriebe" (Jaspers) in seinen eigenen Gedankenbewegungen, und ohne die christliche Erziehung zum Haß (auf den Teufel- und alles war Teufel, was nicht Gott war) wäre auch mein Haß nicht der, der er ist. Das Symbol Christi sogar, der Fisch, wiewohl immer erklärt mit der Buchstabenfolge des griechischen Worts für "Fisch" (ichtüs = iesus christos theou (h)üos soter), war bei den damaligen Kulturen des Mittelmeerraumes das Symbol für kalten Haß.

Doch Schluß mit all der Hasserei! Lassen wir Schopenhauer das Schlußwort sprechen:
"Es giebt doch keine größere Erquickung für den Geist, als die Lektüre der alten Klassiker: sobald man irgend einen von ihnen, und wäre es auch nur auf eine halbe Stunde, in die Hand genommen hat, fühlt man alsbald sich erfrischt, erleichtert, gereinigt, gehoben und gestärkt; nicht anders, als hätte man an der frischen Felsenquelle sich gelabt. Liegt Dies an den alten Sprachen und ihrer Vollkommenheit? oder an der Größe der Geister, deren Werke von den Jahrtausenden unversehrt und ungeschwächt bleiben? Vielleicht an Beidem zusammen. Dies aber weiß ich, daß wenn, wie es jetzt droht, die Erlernung der alten Sprachen ein mal aufhören sollte, dann eine neue Litteratur kommen wird, bestehend aus so barbarischen platten und nichtswürdigem Geschreibe, wie es noch gar nicht dagewesen; zumal da die deutsche Sprache, welche doch einige der Vollkommenheiten der alten besitzt, von den nichtswürdigen Skriblern heutiger "Jetztzeit" eifrig und methodisch dilapidirt und verhunzt wird, so daß sie allmälig, verarmt und verkrüppelt, in einen elenden Jargon übergeht." (Parerga, Über Lesen und Bücher, § 296a)