Donnerstag, 27. Juli 2017

Doch wieder zu Nietzsche zurück! "Das Majorat" von E.T.A. Hoffmann hat - wie "Der goldene Topf" und "Kater Murr" nachdrücklich auf Nietzsche eingewirkt: Nicht nur, daß Hoffmann den Begriff "übermenschlich" gebraucht, auch das Ambiente und die Gestalten müssen den Nietzsche der Wagnerzeit zum Nacherleben inspiriert haben. Der Umgang des jungen Kunstenthusiasten mit der Baronin Seraphine muß seine "Liebe" zu Cosima Wagner, seiner Ariadne, beflügelt haben. Und der Baron ist ein "lieber neugewonnener Freund". "Leben Sie wohl, mein lieber Freund! - Leben Sie recht wohl, denken Sie daran, daß vielleicht niemand besser, als ich, Ihre Musik verstand", sagt sie ihm nach einem "langen glühenden Kuß" zum Abschied. 
Hat Cosima Wagner Nietzsche geküßt? Ist es deswegen, daß sie ihn nach dem Bruch mit Wagner keines Wortes mehr würdigte? Hat er aber Cosima geküßt, dann hat ihn auch Lou Salomé geküßt; denn der Teufel, weiß der Volksmund, scheißt immer auf denselben Haufen. Hat sie ihn aber geküßt, dann hat sie auch unter den vielen Kastanienbäumen am Ortasee mit den Kastanien gespielt... Quod erat demonstrandum... Aber diese Seraphinen verhalten sich zur gemeinen Schlampe wie die Nachtigall zum Zilpzalp. Das mußte auch Cagliostro in seinem Kerker erfahren.

Sonntag, 28. Mai 2017

Der Herr der Fliegen herrscht und wartet darauf, Fleisch zu werden und unter uns zu wohnen. Die gequälte Kreatur Mensch verfiel zuletzt auf das Spiel von Rechtsstaat. um sich vor sich selbst zu schützen. Der Herr der Fliegen kann natürlich keinen wirklichen Rechtsstaat dulden. Das Äußerste, was er sich abringen läßt, ist ein formaljuristischer logizistischer Rechtsstaat: hinter einem Volksgerichtshof war er viel zu deutlich erkennbar gewesen. Für gutgläubige Menschen ist ein moderner Rechtsstaat aber nicht nur ein eitler Stolz, sondern auch eine Falle. Da er sich der Undurchschaubarkeit wegen scholastisch extrem gerieren muß, kommt es in der Realität immer wieder zu Selbstentlarvungen. Ich will dies an dem Beispiel der Visavergabe an Thais exemplifizieren: Irgendwann (im Zusammenhang mit dem Schengener Abkommen) faßten die deutschen Behörden den Beschluß, keine Visa mehr an Thais zu bewilligen, die nicht über Arbeit und größere finanzielle Mittel verfügen. Anstatt dies aber deutlich zu deklarieren, hielt man logizistisch daran fest, daß jeder Thai ein Recht auf ein Visum für Deutschland habe. Man läßt die gutgläubigen Antragsteller eine für thailändische Verhältnisse extrem hohe Antragsgebühr entrichten, um auf das Schiff Esperanza zu kommen, das sie, um bei Hoerschelmanns Hörspiel zu bleiben, auf einer Sandbank im Meer absetzt. Bis sich dies nicht herumgesprochen hat, fordert die rechtsstaatliche Falle viele Opfer.

Donnerstag, 2. März 2017

Abschluß der Visakampagne



Nach mehrjähriger Quälerei durch alle Instanzen des sogenannten Rechtsstaats kam der Versuch, für Frau Sutinee Surit aus Chaiyaphum (Thailand) die Custodin des dortigen Nietzsche-Hauses ein Besuchsvisum für Deutschland zu erhalten, durch einen unbegründeten Beschluß des Bundesverfassungsgerichts endgültig zum Erliegen. Da es sich eindeutig um ein Beispiel für das Wirken des von Nietzsche beschriebenen „neuen Götzen“ (Also sprach Zarathustra, HKG VI/1 S. 57 ff.) handelt, möchte ich meine finale Erwiderung hier einrücken, angeregt durch einen „commentary“ von Frau Ploenpote Atthakor in der Bangkok Post vom 26.01.2017 unter dem Titel „Thai passport trauma only getting worse“. Ich teilte dem Gericht folgendes mit:

Frau Surit und ich haben die Entscheidung des Gerichts vom 22.09.2016 zur Kenntnis genommen. Sie war nicht mehr begründet. Das half mir, mit der Ätiologie von Begriff und Wirklichkeit des Rechtsstaates philosophisch fertigzuwerden. Ich fasse hier zur Erhellung, auf Augustinus, den laut Martin Grabmann tiefsten Kopf unserer christlichen Ideologie, rekurrierend, abschließend meine Erkenntnis zusammen: Die Trinität memoria, intelligentia und voluntas des göttlichen Geistes im Staate haben mich (uns), wiewohl tadellos und gerecht, bei ihrer Gnadenwahl verworfen, und ich muß mich in den unergründlichen Ratschluß fügen, wie Gott ja auch das Böse in der Welt unbegreiflicherweise sanktioniert. (vgl. Kurt Flasch: Augustinus, Stuttgart 1994 S. 378 ff.) Aber was und zu wem red ich da? Das sind geheime Mysterien, über die des schauenden Denkers Höflichkeit besser schweigt…

Freitag, 20. Januar 2017

Ballade des göttlichen Lebens


Bewußtsein, Einsicht, Wille zeugt
als Gottes Geist das innre Wort,
und das wird Fleisch und immerfort,
wie sich in Drei die Einheit beugt,
ist's ihre Tätigkeit und Relationen
in allen Sphären und Äonen.

Es hatte einst in alter Zeit
gesündigt Adam durch sein Weib;
die war des Teufels, wie man weiß,
mit Brüsten dick und keckem Steiß.
Des Höchsten Ratschluß gab der Dirn
im hübschen Köpfchen wenig Hirn;
deshalb verlor die Menschheit ganz
der höchste Gott: - durch steifen Schwanz.
Das Recht, wie es noch heute ist,
war Teufels Recht auf Weltbesitz.
Der Satan reibt sich mit dem Weib
bei jeder Frucht den dicken Leib.

Allein, Gott will die Welt erlösen;
darum paktiert er mit dem Bösen.
Erlöst sei erst das Heer der Mösen.
"Ich geb Dir mich durch meinen Sohn
und bleibe doch verschont davon;
mein Geist sei Anwalt! Augustin,
von Hippo Bischof, schaue ihn!
Er, so den längsten Prügel hat,
er ist schon lang die Weiber satt,
und er allein weiß, wie es geht,
ihn lehrte ich die Trinität.
Kommt, Weiber, her, auch Monnica:
Ich Vater, Sohn und er sind da!"
"Top!" johlt der Teufel, "Schon erlöst!"
indem er Öl ins Feuer gießt:
Wie allerorts die Schreie gellten,
war es die beste aller Welten.

"Ihr Kinderlein, kommet, o kommet doch all,
zur Krippe her kommet in Bethlehems Stall,
und seht, was in dieser hochheiligen Nacht
der Vater im Himmel für Freude euch macht."

Friedrich Haller